Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 5.9.22
Mit der Barockoper Ambleto von Francesco Gasparini aus dem Jahr 1705 wurde die Hamlet-Trilogie eröffnet. Und zwar in einer kongenialen Fassung des 1960 geborenen Komponisten Fredrik Schwenk.
Mit vielfältig variierenden Klängen schuf er einen neuen Handlungsfluss. Die einfallsreichen Originalmelodien, nur noch als Fragment erhalten, lässt er zu Inseln bewegenden Barockgesangs
werden. Dabei verwandelt sich die tfn-Philharmonie unter der Leitung von GMD Florian Ziemen zum überzeugend historisch orientiert spielenden Klangkörper. Und die Sängerinnen und Sänger können
auf dieser fein durchgearbeiteten orchestralen Grundlage mit ihren großen barocken Herz-Schmerz-Arien und Duetten glänzen. [...] Auch der Chor […] wandert souverän zwischen Barockwelt
und Moderne hin und her. In beiden Welten bestens einstudiert vom Chordirektor Achim Falkenhausen. [...] Inspiriert durch die dunkle, riesige Wand voller Türen, im Halbkreis der Bühne von
Anna Siegrot aufgebaut, lässt die Regisseurin [Amy Stebbins] das Ganze in einer militärisch formierten Gesellschaft spielen. [...] Dann Bravorufe und lang anhaltender Beifall.
Online Musik Magazin vom 4.9.22
Aus der dreiaktigen Nummernoper wurde eine zweiaktige Szenenoper, die neben der Wiederentdeckung eines vergessenen Werkes somit auch gleichzeitig eine Uraufführung darstellt. […] Anna Siegrot,
die das Bühnenbild und die Kostüme für die drei Hamlet-Produktionen entworfen hat, hat einen Raum mit zahlreichen Kassettentüren geschaffen. Regisseurin Amy Stebbins assoziiert diese Türen mit
einem bürokratischen Unterdrückungssystem eines autoritären Regimes. [...] Musikalisch ist der Abend äußerst abwechslungsreich. Fredrik Schwenk gelingt es sehr gut, Gasparinis Barockmusik mit
eigenen Kompositionen anzureichern. Während die Ouvertüre und ein Großteil der Arien ganz im Stil der klassischen Barockoper erklingen, sind die Rezitative sehr modern und zeitgenössisch
angelehnt und in unterschiedlicher musikalischer Ausprägung dem jeweiligen Geschehen angepasst. […] Dies alles wird von dem als kammermusikalisch besetzten Barockorchester des tfn, das durch
Schlag- und elektronische Instrumente ergänzt ist, unter der Leitung von Florian Ziemen mit viel Fingerspitzengefühl sehr differenziert herausgearbeitet.